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Vorsitzender Guido Freidinger bei seiner Begrüßungsansprache Die Mitglieder des örtlichen Gesangvereines bei ihrem Liedvortrag Die Turmbläser des TV-Breitfurt Die Festredner Landesvorsitzender der SPD-Saar. Heiko Maas Bundestagsabgeordnete: Astrid Klug Landrat: Clemens Lindemann Landtagsabgeordneter: Stefan Pauluhn Bürgermeister der Stadt Blieskastel. Werner Moschel Ehrenmitglied: Herbert Mayer
80
Jahre SPD-Ortsverein Breitfurt Werte
Festversammlung Als
Ortschronist ganz in der Tradition des alten Dorfschulmeisters der Vor Pisa-Zeit
habe ich die Ehre, Ihnen das Geburtstagskind des heutigen Tages in der Gestalt
des Ortsvereins Breitfurt der SPD Deutschlands vorzustellen. Wie
aus der Einladung ersichtlich feiert diese politische Gruppierung ihr 80. Gründungsjubiläum.
Obwohl nur halb so alt, wie die Bundespartei ist der Ortsverein damit doch von
den anderen politischen Vereinigungen hier am Ort der weitaus älteste. Ein
Protokollbuch, das noch vorhanden ist, weist aus, dass sich am 16 Februar 1928
im damaligen Gasthaus Edinger 14 Männer und 2 Frauen zusammen fanden, um
offiziell den Ortsverein zu gründen, Die Gründungsmitglieder sind namentlich
festgehalten, neben dem ersten Vorsitzenden Herrn Georg Wack und seinem
Stellvertreter Herrn Heinrich Heil. Ohne Zweifel hatte das sozialdemokratische
Gedankengut sehr viel früher im Ort Fuß gefasst, denn man beteiligte sich
schon lange vor 1928 an allen Wahlen und ist auch immer wieder mit Kandidaten im
Gemeinderat vertreten. Der Bergmann Fritz Heil, Bruder von Heinrich, ist lange
vor der offiziellen Gründung schon Mitglied der SPD, wie eine Ehrenurkunde vom
10 Mai 1953 für eine mehr als 30-jährige Mitgliedschaft beweist. Ein altes
Mitgliedsbuch weist weiter aus, dass Fritz Heil „von 1919 bis 1935“
SPD-Mitglied war. Sozialdemokrat zu sein ist in jenen Tagen im Saargebiet des Völkerbundes
für einen Arbeitnehmer und erst recht für einen Dorfbewohner, wenn es öffentlich
wird, immer noch ein mutiges Bekenntnis. Die saarländischen Unternehmer und
Industriebarone sehen traditionsgemäß in der SPD und den Gewerkschaften, vor
allem den freien, ihren Erzfeind und in einem kleinen Dorf, wo jeder jeden
kennt, gibt es viele Vorurteile. Die ältere Generation hat Bismarks Gesetz
gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie von 1878 und das
anschließende Verbot der Partei und die Verfolgung ihrer Mitglieder noch im Gedächtnis.
Dazu kommt der Schimpf der nationalen, die Sozialdemokraten seien vaterlandslose
Gesellen, weil sie sich auch in der Illegalität gegen den preußischen
Militarismus und die steigenden Militärausgaben zur Vergrößerung des Heeres
heftig zur Wehr setzten. Nach dem Zusammenbruch im Jahre 1918 sind es dann
erneut die extremen Rechten, die das böse Wort der Dolchstoßlegende und das
noch schlimmere von den Novemberverbrechern in die Welt setzten und damit die
Sozialdemokraten für den verlorenen Krieg verantwortlich machen wollen. Auch
die Gegnerschaft der Kirche, vornehmlich der katholischen Geistlichkeit im überwiegend
katholischen Saargebiet, darf nicht unterschätzt werden. Weil
Vorurteile, auch politische, nur schwer abgebaut werden können, haben es
sozialdemokratische Bekenner nicht leicht. Im saarländischen Dorf jener Zeit
mit überwiegend katholischer Bevölkerungsmehrheit wählt man in der Regel das
Zentrum, in evangelischen Dörfern und Gemeinden konservativ oder
nationalsozialistisch als guter Deutscher. Die Sozis, die man obendrein immer
noch in der Nähe der Kommunisten rückt, werden vornehmlich vom Besitzbürgertum
mit Argwohn betrachtet, und Besitzbürger ist jeder auf dem Lande, der ein Häuschen
und ein paar Äcker sein eigen nennt. Trotz
dieser schlechten Vorraussetzungen sind im alten Breitfurter Protokollbuch in
den ersten Jahren nach der Gründung des Ortsvereines mehr als 30 Mitglieder
namentlich aufgeführt, wobei es auch immer wieder zu Austritten kommt. Zu
beginn der 30 Jahre werfen dann die Volksabstimmung vom 13 Januar 1935 und der
aufkommende Nationalsozialismus ihre Schatten voraus. Die Braunen aus dem reich
stoßen in ihrer Propaganda gegen die Saar SPD nur allzu gerne in
nationalsozialistische Horn. Bis
zur Machtergreifung der NSDAP im Jahre 1933 waren sich alle saarländischen
Parteien einig, bei der Abstimmung 1935 für die Rückkehr des Saargebietes nach
Deutschland zu stimmen. Unter dem Eindruck der politischen Ereignisse im Reich
nach der Machtübernahme Hitlers formierten sich dann ab 1933/34 die
Antifaschisten an der Saar, zu denen neben der SPD und der KPD auch christliche
Gruppen und Persönlichkeiten gehörten, zu einer Einheitsfront, die neben dem
Status Quo propagierte, das heißt die Beibehaltung der Völkerbundherrschaft
bis zu jenem Zeitpunkt, in dem wieder demokratische Verhältnisse in Deutschland
bestünden. Der
antifaschistischen Einheitsfront stand die Deutsche Front in scharfem Gegensatz
gegenüber. Unter ihrem Druck wurde auch in Breitfurt für die Sozialdemokraten
eine weitere politische Bestätigung immer schwieriger und auch gefährlicher.
Nicht jeder der alten Genossen konnte sich auch als vermeintlich guter Deutscher
mit dem Status Quo abfinden und trennte sich deshalb von seinen alten
politischen Freunden, vielleicht in der trügerischen Hoffnung, auch nach der Rückkehr
in Reich Sozialdemokrat bleiben zu können. Doch das war eine bittere Enttäuschung,
denn wie alle anderen Parteien, löste Hitler natürlich auch die SPD auf.
Ludwig Strobel, der Altgenosse, musste als gebrandmarkter Status Quoler am 15
Januar 1935 das Dorf verlassen. Fritz Welsch, ein KPD Mann, emigrierte mit
seiner Familie für immer nach Frankreich. Ludwig Strobel wurde als ehemaliger
Antifaschist von der Besatzungsmacht nach dem verlorenen 2.Weltkrieg ins Dorf
zurückgeholt. Er war dann Bürgermeister in Breitfurt, von 1945 bis 1955. Erst
1947 kann in Breitfurt die SPS wieder gegründet werden. Zum ersten Vorsitzenden
wurde damals Richard Krebs, zum Stellvertreter eben jener Ludwig Strobel gewählt.
Wieder, wie schon nach dem Ende des 1.Weltkrieges, gibt es ein vom Mutterland
abgetrenntes Gebiet, das sich diesmal Saarland nennt. Weil die SP-Deutschland
damals in diesem Land verboten war, nannte man sich SPS-Sozialdemokratische
Partei Saar. Um die Folgen des erneut verlorenen Krieges und die wirtschaftliche
Not möglichst bald zu beseitigen, gehen die alten und die neuen
Sozialdemokraten an die schwere arbeit. Getragen vom Vertrauen der Ortsbewohner
erzielen sie in den folgenden Jahren bei allen Kommunalwahlen die Mehrheit und
stellen mit Ludwig Strobel auch bis 1955 den Bürgermeister. Neben
dem bestehenden SPS-Ortsverein hat sich inzwischen schon Ende April 1955 ein
Ortsverein der DSP-Deutsche Sozialdemokratische Partei konstituiert, vorerst
noch illegal, denn deutsche Parteien ließ das damalige Saar-Regime unter
Johannes Hoffmann nicht zu. Die Gründungsversammlung dieses DSP Ortsvereins
fand unter der Leitung des Kreisvorsitzenden Franz Roos, Homburg, statt. Gewählt
wurde zum Vorsitzenden Friedel Freidinger, zu seinem Stellvertreter Karl Kipper. Im
Gegensatz zur SPS, damals unter Richard Kirn, hat sich die SPD unter dem
Landesvorsitzenden Kurt Conrad mit der damaligen DPS und der ebenfalls im
Saarland noch illegalen CDU im Heimatbund zusammengeschlossen und ist für den
Anschluss nach Deutschland eingetreten. Nach dem Sieg der deutschen Sache am 23.
Oktober 1955 und nach dem erfolgten Anschluss des Saarlandes an Deutschland in
den Jahren 1955 und 1957 stellt die SPD dann mit Herrn Georg Schwarz auch wieder
den Bürgermeister. Zwischenzeitlich war auch auf Orts Ebene die Überführung
der alten SPS-Mitglieder in den SPD-Ortsverein erfolgt. Den Sozialdemokraten
gelingt es auch in der Folgezeit, bei jeder Gemeinderatswahl die Mehrheit zu
erringen und bis zur Eingemeindung in die Stadt Blieskastel, 1974, den Bürgermeister
zu stellen. Das war ab dem Jahr 1960 Herr Eduard Weinland, der damals auch
stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und ab 1964 auch
Amtsvorsteher der beiden Gemeinden Breitfurt und Bliesdalheim war. Nach einer
kurzen Unterbrechung wurde der erfolgreiche Kommunalpolitiker Weinland 1979 dann
auch Ortsvorsteher im Stadtteil Breitfurt, ein Amt, das den aktiven,
einsatzfreudigen Verwaltungs- und Baufachmann auf die Dauer nicht befriedigen
konnte. Im
Blieskasteler Stadtrat war der Stadtteil Breitfurt damals vertreten durch das
SPD-Vorstandsmitglied Julius Pfeiffer, der eine Periode vor Eduard Weinland
Ortsvorsteher war. Auf
den Ortsvorsteher Eckard Brand folgt Franz Welsch, der nun schon in der zweiten
Periode die Interessen des Stadtteils Breitfurt gegenüber der Stadt Blieskastel
vertritt. Im Stadtrat selbst „sitzt“ diesmal auch wieder ein „Sozi“ aus
Breitfurt. Es ist Guido Freidinger, der unmittelbar nach seinem Vater, Friedel,
auch den Vorsitzenposten an der Spitze des Ortsvereins übernahm und bis zur
Stund noch innehat. Ein Wort noch zu dem jahrzehntelangen, verdienstvollen
ehemaligen Vorsitzenden Friedel Freidinger, der wie Eduard Weinland viel zu früh
verstorben ist. Während
die Ergebnisse der Arbeit von Bürgermeister Weinland mehr auf lokalem Gebiet in
der Gemeinde sichtbar waren, was übrigens auch für seine Vorgänger, Bürgermeister
Georg Schwarz gilt, lag der Schwerpunkt bei Friedel Freidinger mehr auf
regionalem Gebiet. Er war 13 Jahre lang Mitglied des Kreistages Homburg und ab
1974 für 10 Jahre Mitglied des Stadtrates in Blieskastel, dazu auch des
Gemeinderates und des Ortsrates der Heimatgemeinde. Nicht zuletzt ihm ist es zu
verdanken, wenn der SPD-Ortsverein zu den erfolgreichsten und aktivsten im südlichen
Kreisgebiet zählt. Noch in
guter Erinnerung ist wohl bei vielen von uns sein hartnäckiges
und am Ende erfolgreiches Eintreten für den Fahrradweg nach Mimbach. Und
wie sehen die Breitfurter Sozialdemokraten selbst das Jubiläumsjahr, das für
die Gesamtpartei keineswegs
erfolgreich war: Der
Ortsverein ist weiterhin ein stabiler, politischer Meinungs- und Willensträger,
dessen aktive Mitglieder auf vielen Ebenen versuchen, soziale und demokratische
Politik auf kommunaler Ebene zum Wohle möglichst vieler Bürger in die Tat
umzusetzen. Das die meisten dieser Versuche offenbar gelangen, beweist das große
Vertraue, das die Bevölkerung dieser Partei und ihren Repräsentanten immer
wieder entgegenbringt. Darüber hinaus möchte der Ortsverein möglichst vielen
politisch interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern und ganz besonders der
jüngeren, nachwachsenden Generation die Möglichkeit zu aktiver Mitarbeit an
der Lösung der großen Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben aus
sozialdemokratischer Sicht bieten. Der Lauf der Geschichte in der Vergangenheit
seit der ersten Formierung der deutschen Arbeiterbewegung hat bewiesen, dass
diese Sicht zumeist richtig war. (Achtstundentag, Frauenwahlrecht, gegen
Faschismus und Krieg, offizielle Anerkennung freier Gewerkschaften, soziale
Errungenschaften, Aussöhnung auch im Osten.) Die
vor uns liegenden Aufgaben sind augenblicklich sicher noch schwieriger und ohne
die aktive parteipolitische Mitarbeit möglichst vieler Mitglieder in allen
demokratischen Parteien unseres Landes wohl kaum zu lösen. Darum
bittet die große Volkspartei der SPD in unser aller Interesse um diese
Mitarbeit!
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